Man ahnt es schon, wenn die ersten grellen Sonnenstrahlen durch die wintergrauen Fenster fallen und sämtliche Fingerabdrücke und Schmierränder enttarnen: Es wird ein langer Weg. Ein langer Weg bis die Bude vom Winterschmutz befreit, die Winterklamotten eingemottet und der Garten sommertauglich ist. Da reckt man sich nochmal müde und dann zeigen die Sonnenstrahlen und die Frühlingsgefühle doch ihre Wirkung. Und es folgt die Offenbarung: Wie konnte es nur soweit kommen? Haben wir den Schmutz denn gar nicht bemerkt? Alles muss raus!!

Wenn man erstmal mit dem Frühjahrsputz beginnt, fragt man sich ganz leise, ob man die letzten Monate vielleicht verschlafen hat oder wie konnte man um alles in der Welt nicht bemerken wie unfassbar dreckig und vollgestellt alles ist!? Ein Fall für Marie Kondo? Oder den Trödeltrupp?

Doch bevor wir bei RTL2 anrufen, packen wir dann doch lieber den Putzlappen und die Mülltüten aus. Und wenn man das Thema Ausmisten richtig angehen will, dürfen auch brandneue Ordnungsboxen und vor allem die beste Erfindung der Menschheit, ein Etikettiergerät, nicht fehlen. Oh wieviel Spaß macht es auf einmal, alles in die perfekten Kisten zu packen und liebevoll ein Etikett darauf zu kleben. Egal ob die Box transparent und der Inhalt selbsterklärend ist: Es kommt ein Label drauf! So arbeiten wir uns durch die Wohnung, von Rosinen bis zu den Bausteinen, den Spülmaschinentabs und dem zweiten Kind. Alles wird sortiert, verpackt und beschriftet. Nicht für die Kinder, die können ja noch nicht lesen. Nicht für unsere Männer, die können äh wollen das nicht lesen. Einfach nur für uns. Weil das unglaublich befriedigend ist.

Und was nicht ins System passt? Muss weg! Aber wohin? In den Altkleidercontainer? Zur Schwiegermutter? Die Frage haben sich wohl auch diverse Influencer gestellt und man sieht plötzlich Recyclingtüten, Verkaufsplattformen und Ordnungssysteme in jeder Story. Die besonders motivieren starten sogar eine Putzchallenge: “Heute ist das Bad an der Reihe, ich sortiere heute aus. Machst du mit?” Schnell entfolgen. Puh. 

Am Ende des Frühlings wird Marie Kondo stolz auf uns sein. Auch wenn wir wissen, dass diese Ordnung maximal bis zum Sommeranfang reichen wird, freuen wir uns über die sauberen drei Tage und nehmen uns vor, es nie wieder soweit kommen zu lassen. Jetzt wissen wir es ja besser!

Die Kinder sind einfach nur froh, dass sie selbst, ihre 20 Dinofiguren und ihr Lieblingsfellfreund den Ausmistwahn überlebt haben -ohne etikettiert zu werden oder aus dem Haus zu fliegen. Bis zum nächsten Frühling haben sie zumindest nichts zu befürchten. Der Blütenstaub auf den frisch geputzten Fenstern und die Bausteine, die in die Box der Eisenbahn eingeräumt wurden, haben uns erkennen lassen, dass wir unser Leben nie im Griff haben werden. Egal wieviel Zeit wir mit unserem Labelgerät verbringen. Irgendwas ist halt immer.

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